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KARL-LEISNER-JUGEND |
Beichte für Anfänger
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Es mag seltsam klingen, wenn ich Dir für Deine Beichtvorbereitung vorschlage, erst einmal wirklich beichten zu wollen. Aber wenn Beichten bedeutet, aus der gefährlichen Routine der eingespurten Gottesbeziehung auszubrechen, dann darf die Beichte nicht aus Routine geschehen und auch nicht aus einem Pflichtgefühl heraus. Du solltest Dich auf die Beichte freuen: Denn in der Beichte begegnet Dir Gott auf einmalige Weise; jede Beichte ist sowohl Gottesbegegnung - als auch Beginn einer neuen Phase der Liebe zu IHM.
Wenn Du Dich - wie viele Katholiken - fragst, warum Du überhaupt beichten sollst, lies zuerst in der Katechese zur Beichte. Im folgenden gehe ich einfach mal davon aus, dass Du Dich bereits zur Beichte entschlossen hast.
Entscheide Dich also, zu beichten. Entscheide Dich, Deiner Beziehung zu Gott neues Leben einzuhauchen! Die erste Beichtvorbereitung sollte also nicht darin bestehen, dass Du verzweifelt nach Sünden in Deinem Leben suchst. Sondern dass Du erkennst, dass Deine Beziehung zu Gott einen neuen Anfang braucht. Neuen Schwung - neue Liebe. Dass es Zeit wird, aus der Routine auszubrechen und wieder Gott in den Mittelpunkt zu stellen.
Die Beichtvorbereitung beginnt somit nicht erst zehn Minuten vor dem Termin
in der Kirche. Eine gute Beichte ist nichts anderes als der vorläufige
Höhepunkt eines ziemlich langen Versöhnungsweges ("Das ganze Leben
ist ein Weg der Versöhnung").
Beginne also - mein Vorschlag - eine Woche zuvor mit dem ersten Schritt
und entschließe Dich, zur Beichte zu gehen. Suche Dir einen schmucken
Priester in einer schmucken Kirche mit einer festen Beichtzeit - oder mache
mit dem Priester Deiner Wahl einen Termin aus. Dann steht Dein Entschluss,
zu beichten: Herzlichen Glückwunsch! Das Schlimmste ist geschafft.
Jetzt kommt der zweite Schritt: Du fragst Dich, warum es in Deiner Beziehung zu Gott zu dem gekommen ist, wie es im Moment ist. Was hast Du vernachlässigt? Was hast Du vergessen?
Dazu helfen sogenannte Beichtspiegel: mseist eine Art Fragenkatalog, die Dir helfen sollen, Dein Gewissen zu bilden. Du findest solche Gewissens-Checklisten im Gotteslob oder auch hier auf dieser Seite.
Eine Woche vor der Beichte solltest Du Dir eine dieser Checklisten vornehmen und eine Art Vorauswahl treffen: Für welche Sünden kommst Du überhaupt in Frage? Welche fallen von vornherein weg? Worauf solltest Du besonders achten?
Suche Dir zwei bis drei Schwachstellen heraus, die offensichtlich auf Dich besonders zutreffen und beobachte Dich eine Woche lang. Falls zu diesen Schwächen auch die Vergesslichkeit gehört, solltest Du diese Punkte am besten notieren.
Nun beginnt die Woche der Beichtvorbereitung: Jeden Abend gehst Du diese engere Auswahl von Schwächen, Beziehungsstörungen oder Sünden durch und fragst Dich, was Du davon am vergangenen Tag begangen hast. Vielleicht gehst Du in Gedanken den ganzen Tag Stunde für Stunde durch. Manchmal fallen mir dabei Dinge ein, die ich sonst für immer vergessen hätte - die aber bei meiner Gewissenserforschung am Abend plötzlich richtig peinlich aufleuchten: "Was - das habe ich wirklich gesagt?" Solche Aha-Erlebnisse sind famos: Sie sind Gaben des Heiligen Geistes, der bereits beginnt, Dir Dein wahres Ich zu zeigen, um Dich wieder neu mit Gott zu versöhnen. Stör ihn nicht dabei, indem Du voreilig fadenscheinige Entschuldigungen anführst.
Wiederum kann es sinnvoll, sich dazu Notizen zu machen.
Am Tag Deiner geplanten Beichte solltest Du Dich beginnen zu freuen.
Natürlich kann man Freude nicht erzeugen. Aber man kann sich ausmalen, wie schön alles wird. Leider tun viele Menschen das Gegenteil und malen sich aus, wie entsetzt der Beichtvater sein wird ("Vielleicht lacht der mich aus? Oder schickt mich zu einer Selbsthilfegruppe? Oder schreibt ein Buch über mich: Meine skurrilste Beichte..."). Alles Humbug. Kein Beichtvater lacht oder petzt. Sag es Dir: Alles wird super; Gott freut sich schon jetzt auf Deine Beichte, der Priester ist eigentlich unwichtig.
Wenn Du zur Beichte in die Kirche kommst, such zunächst eine ruhige
Ecke auf, um zur Ruhe zu kommen. Vielleicht schaust Du auf ein schönes
Bild oder schließt die Augen.
Danach überlegst Du Dir noch einmal kurz die Sünden, die Du beichten
möchtest. Betrachte sie mit den Augen Gottes - nicht mit Deinen eigenen
Maßstäben. Denk nicht darüber nach, was der Priester wohl
davon hält - vergiss, wie gesagt, den Priester. Er ist nur der Telefonhörer
für das Gespräch mit Gott.
Bitte Gott um eine gute Beichte - einen verständigen Priester - und einen klaren Kopf. Sag Gott, dass Du Ihn liebst - und Du nur deshalb kommst, weil Du diese Liebe nicht verlieren willst.
Dann setze Dich vor den Beichtstuhl oder das Beichtzimmer und schließe Dich der Reihe derjenigen an, die dort beichten wollen. (Meistens ist die Schlange relativ kurz.)
In der Zeit, in der Du wartest, vermeide Ungeduld. Ärgere Dich nicht darüber, warum jemand vor Dir sooo lange beichtet. Und freue Dich nicht über diejenigen, die es in kürzester Zeit hinter sich bringen. Du solltest weder die Beichtzeiten stoppen und in eine Rekordliste eintragen noch überhaupt einen Gedanken daran verschwenden, wer wie lange braucht. Übe Dich in Geduld: Versöhnung zwischen Menschen und Gott ist keine Frage der Geschwindigkeit.
Das Beichtgeheimnis gilt auch für denjenigen, der vor dem Beichtstuhl sitzt und einiges mithören kann, was gerade gebeichtet wird. Tu das nicht - hör einfach weg. Im Zweifelsfall ist es besser, sich etwas weiter vom Beichtstuhl weg hinzusetzen - anstatt den MP3-Player herauszuholen.
Die Beichte selbst ist ziemlich unkompliziert. Du betrittst den Beichtstuhl (oder das Beichtzimmer) und kniest Dich hin. Dann beginnt der Priester meistens mit einem Kreuzzeichen, dass Du auch machst. Vielleicht sagt er aber auch: "Gelobt sei Jesus Christus" - worauf Du mit "In Ewigkeit. Amen." antwortest.
Danach spricht der Priester eventuell ein kurzes Gebet oder nennt einen Bibelvers - das soll Dir helfen. Du brauchst darauf nicht zu antworten oder den Bibelvers zu wiederholen. Die Beichte ist kein Quiz.
Danach solltest Du Dich kurz vorstellen. Keine Angst - nicht mit Namen, Mail-Adresse oder Schuhgröße. Aber ein paar andere Angaben sind schon sinnvoll, zum Beispiel wann Deine letzte Beichte gewesen ist, wie alt Du bist und ob Du verheiratet bist, noch bei den Eltern wohnst oder Schüler, Student oder Bundeskanzler bist.
Dann kannst Du mit Deinem Bekenntnis beginnen. Das kannst Du einleiten mit den Worten: "Ich möchte in Demut und Reue meine Sünden bekennen." Aber das ist keine Formel, an die Du Dich halten musst. Es geht auch mit ähnlichen Worten.
Dein Sündenbekenntnis bildet den Kern der Beichte. Du erzählst
Gott, was schief gelaufen ist; Du sprichst aus, was Dich bedrückt und
unfrei macht.
Natürlich weiß Gott schon, was Du beichtest, bevor Du nur daran
denkst. Und er kennt Dich besser, als Du es selbst tust. Er weiß mehr
von Deinen Sünden als Du, er weiß auch, wie es dazu kommen konnte.
Also - Du erzählst ihm nichts Neues. Aber er wartet dennoch geduldig
darauf, dass Du beim Namen nennst, was geschehen ist. Trau Dich einfach.
Zum Wesen des Sündenbekenntnisses lies in der Katechese zur Beichte nach.
Rede, wie Du es auch sonst tust. Benutze keine Floskeln, Formeln und Worthülsen
("Ich war nicht nett zu meinem Nachbarn..." - Naja, nicht nett sein kann heißen,
ihn nicht gegrüßt oder sein Haus in Brand gesteckt zu haben - Du
musst schon etwas konkreter werden). Hüte Dich davor, zu allgemein zu
reden; wenn es sich um schwerere Sünden handelt, erzähl auch ein
bisschen von den Umständen und wie es dazu kam.
Sei einfach, klar und ehrlich. Nenne die Dinge beim Namen, rede Dich nicht
raus und entschuldige Dich nicht im gleichen Atemzug ("Ich habe meine Frau
beleidigt - aber die kocht wirklich schrecklich!").
Und vergiss bei allem was Dir einfällt nicht, mit wem Du redest: Du sprichst mit Gott. Du willst mit IHM wieder ins Reine kommen. Also erzähl bitte auch, was Du IHM angetan hast: In Gedanken, im Gebet, in den Gottesdiensten, in den Gesprächen über Gott.
Wenn Du nicht mehr weiter weißt, bitte den Priester um Hilfe. Oder sag, dass Du einen Moment nachdenken musst. Oder dass Du etwas vergessen hast. Gott weiß zwar über Deine Gedanken Bescheid, aber der Priester nicht. Du musst also dem Priester auch ein wenig helfen, damit er merkt, ob Du fertig bist, noch überlegst oder den Faden verloren hast.
Grundsätzlich gilt: Du musst alle schweren Sünden beichten - wenn es geht, mit den Umständen und der Häufigkeit (das ist manchmal unangenehm). Du darfst darüber hinaus alle anderen Dinge beichten und erzählen (das ist fast immer wohltuend).
Wenn Du mit Deinem Bekenntnis fertig bist, dann sag das dem Priester. Außerdem solltest Du bekennen, dass Dir diese Sünden wirklich leid tun und Du sie bereust. Das kann in der einfachen Form geschehen: "Dies sind alle meine Sünden. Sie tun mir leid."
Du kannst hinzufügen: "Mein Jesus, Barmherzigkeit!" Oder, wenn noch Zeit ist: "Mein Jesus, ich bitte um Barmherzigkeit."
Es ist ein schöner Brauch, deutlich darauf hinzuweisen, dass man sich wahrscheinlich nicht mehr an alle Sünden erinnert - aber dass man diese Sünden sicherlich auch bereuen würde. Somit könnte ein schöner Abschluss so lauten:
"Mein Jesus, dies sind alle meine Sünden, die mir bewusst sind und an die ich mich erinnere. Ich schließe in meine Bitte um Vergebung auch alles ein, dass mir nicht bewusst ist und das ich jetzt vergessen habe. Das alles tut mir leid und ich bitte um Verzeihung."
Vielleicht helfen Dir die folgenen zwei Gebete bei der Beichte:
Vor dem Bekenntnis:
Herr Jesus Christus, ich komme heute zu Dir, um Dir meine Sünden zu bekennen.
Ich möchte mich bemühen, während meines Bekenntnisses ehrlich
und aufrichtig zu sein und mit der richtigen Gesinnung zu beichten. Dort,
wo es mir trotz meiner Bemühungen nicht gelingen will, hilf Du mir bitte.
Lasse mich nicht zu viel oder zu wenig sagen, und dort, wo ich die wahre
Gesinnung aus den Augen verliere, hilf mir auf den Weg zurück. Lass mich
nichts verschweigen oder zu viel sagen, nur weil der Beichtvater zuhört.
Gib mir Kraft für ein reines Bekenntnis. Darum bitte ich Dich. Amen.
Nach dem Bekenntnis:
Herr Jesus Christus, ich bitte Dich: Vergib mir dort, wo meine Beichte noch unecht, mein Bekenntnis noch nicht klar genug war. Ich bemühe mich um die richtige Gesinnung, aber es will mir nicht immer gelingen. Dort, wo meine Gesinnung falsch war, vergib mir bitte. Ich möchte mir immer mehr Mühe geben, es richtig zu machen, aber ich muss noch viel lernen.
Vergib mir bitte auch dort, wo meine Reue unecht war, ich nur aus Pflichtgefühl
gebeichtet habe.
Vor allem aber bitte ich Dich um Vergebung meiner Sünden. Ich bemühe
mich und kämpfe um einen starken Glauben, der trotzdem häufig ziemlich
klein ist.
Ich weiß, dass ich alleine nichts tun kann, um meine Schuld wegzunehmen und ich danke Dir, dass ich sie vor Dir bekennen darf. Ich weiß, dass ich von Deiner Gnade und Barmherzigkeit abhängig bin. Hilf mir, mich nicht zu sehr darauf zu verlassen. Amen.
Nun ist der Priester an der Reihe. Entgegen der allgemeinen Auffassung ist
es nicht seine Aufgabe, jede Sünde einzeln zu kommentieren und Tips zur
Sündenvermeidung zu geben. Vielleicht tut er das - aber hoffentlich nicht
zu ausführlich.
Wichtiger ist, dass er Dir nun den Blick öffnet für Gottes Güte;
seine Barmherzigkeit und Liebe. Dass er Dir Mut zuspricht, Dir etwas über
Gott erzählt, dass Dir Freude schenkt.
Ein guter Priester ist nicht unbedingt ein guter Psychologe - aber hoffentlich einer, der Gottes Liebe ausstrahlt. Vielleicht auch ohne viele Worte.
In dem, was der Priester Dir sagt, spricht auch Gott zu Dir. Höre aufmerksam zu und nimm auf, was Dir hilft. Vielleicht rührt Dich ein bestimmter Satz tief an. Du darfst darin ruhig einen Fingerzeig Gottes erkennen.
Am Ende der kleinen Predigt gibt Dir der Priester ein Bußwerk auf. Das ist keine Strafe, sondern ein Vorschlag zum Neubeginn. Oft besteht die Buße darin, ein bestimmtes Gebet zu verrichten - manche Priester sind da allerdings auch sehr viel kreativer. Da kann es auch schon einmal vorkommen, dass Du jemanden eine Freude machen sollst - oder den Auftrag bekommst, innerhalb der nächsten Woche ins Kino zu gehen.
Stell sicher, dass Du die Buße richtig verstanden hast. Überlege Dir kurz, ob Du das auch kannst, was der Priester Dir vorschlägt ("Kenne ich das Gebet überhaupt?" - "Ist es mir zeitlich möglich?") Wenn Du die Buße für unpraktisch oder übertrieben hältst, dann sag es sofort - ebenso, wenn Dir nicht klar ist, wie oft - wie lang - und in welchem Zeitraum Du etwas tun sollst.
Danach erfolgt die Lossprechung. Während das Bekenntnis den Kern Deines Tuns bildet, ist die Lossprechung das Wichtigste, was Gott Dir schenkt: Die Vergebung der Sünden. Der Priester spricht folgendes Gebet:
"Gott, der allmächtige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und uns den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er Dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich Dich los von Deinen Sünden: Im Namen das Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."
Während des letzten Satzes macht der Priester über Dich das Kreuzzeichen, das Du auch mitmachst, aber nicht mitsprichst. Damit nimmst Du die Vergebung Gottes an und willst daran glauben.
Während der Lossprechung solltest Du den festen Vorsatz fassen, Dich zukünftig von jeder Sünde fernzuhalten. Das schließt die Reue darüber ein, dass es Dir bisher nicht gelungen ist.
Natürlich wissen wir, dass uns das nicht gelingen wird - nicht in allen Lebensbereichen und nicht über lange Zeit. Aber es kommt im Glauben nie darauf an, was wir wirklich schaffen - sondern was wir wirklich wollen.
Nach der Lossprechung kann es sein, dass der Priester Dir noch sagt: "Deine Sünden sind Dir vergeben. Gehe hin in Frieden" - oder so ähnlich. Du kannst darauf antworten: "Dank sei Gott." Aber man kann sich auch einfach "normal" verabschieden - sich zum Beispiel noch kurz bedanken und einen schönen Tag wünschen. Da freut sich auch der Priester.
Nach dem Du den Beichtstuhl verlassen hast, versuche auf dem Boden zu bleiben - viele haben nämlich dann das Gefühl, zur Decke zu schweben. Bevor Du das tust, denk daran, die Buße zu verrichten, die der Priester Dir aufgegeben hat. Falls es möglich ist, schiebe sie nicht hinaus; ein neues Leben mit Gott beginnt man am Besten immer sofort.
Außerdem solltest Du die Hochstimmung, in der Du Dich wahrscheinlich befindest, dazu nutzen, Gott danke zu sagen - für seine Verzeihung und Vergebung, aber vor allem für den Neuanfang.
Vor allem aber: Freu Dich über das, was Dir geschenkt worden ist. Nur in dieser Freude gelingt die Beziehung zu Gott.
Und - falls Du aus dem Beichtstuhl trittst und jedes "Boah-Gott-liebt-mich-wirklich"-Gefühl ausbleibt: Es geht in der Beichte nicht um das Gefühl der Erlösung, sondern um die Vergebung der Sünden. Gefühle sind im Glauben immer nur Geschenke - eben Gnade.
Der Priester ist kein Beicht-Automat. Das heißt, er gibt nicht automatisch die Lossprechung (so wie ein Zigarettenautomat eine Schachtel Kippen ausspuckt).
Üblicherweise hast Du ein Recht auf Vergebung - und der Priester
hat die Pflicht, das Sakrament der Vergebung zu spenden, wenn alle
notwendigen Voraussetzungen gegeben sind. Der Priester ist nicht Gott und
der Priesterdienst keine Machtposition.
Aber der Priester hat auch die Pflicht darauf zu achten, dass eine Beichte
ehrlich und angemessen ist. Er hat sogar die Möglichkeit, Dir die Lossprechung
von Deinen Sünden zu verweigern, wenn er berechtigte Zweifel daran hat,
ob Du Deine Sünden wirklich bereust oder ob Dein Bekenntnis nicht vollständig
ist.
Außerdem darf er von bestimmten Sünden gar nicht befreien, ohne den Bischof (und in seltenen Fällen auch den Papst) um Erlaubnis zu bitten. Zu diesen Sünden gehört zum Beispiel die Schändung der Hl. Kommunion - oder die unrechtmäßige Priester- und Bischofsweihe.
In vielen Gemeinden ist es üblich, vor Weihnachten und Ostern sogenannte
Bußandachten zu feiern. Dort versammelt sich die Gemeinde, um gemeinsam
über ihre Sünden nachzudenken, das Wort Gottes zu hören und
Gott um Vergebung zu bitten.
Eine solche Bußandacht ist als Gewissenserforschung und als Beichtvorbereitung
sehr sinnvoll. Sie ersetzt aber niemals eine persönliche, sakramentale
Beichte - auch dann nicht, wenn Du keine schweren Sünden zu beichten
hast.
Vergiss nicht, dass eine Beichte immer auch eine Gottesbegegnung ist. Auch
wenn es im alltäglichen Leben sogar schon vorkommt, dass man einen Ehebruch
per SMS beichtet und den betrogenen Ehepartner auf dem Anrufbeantworter um
Vergebung bittet - bei Gott sollte man doch persönlich vorsprechen.
Beichten kann man überall - ich habe schon an den seltsamsten Orten Beichte gehört (sowohl in der Fußgängerzone, im Zug, auf einem Spaziergang übers Moor und auch schon im Auto - einem stylischen Mercedes-Sprinter). Üblicherweise beichtet man allerdings in der Kirche - und dort in speziellen Beicht-Vorrichtungen, die man entweder Beichtstuhl oder Beichtzimmer nennt.
Ein Beichtstuhl war früher wirklich ein Stuhl, neben dem eine Kniebank stand. Zwischen Kniebank und Stuhl war eine Holzwand angebracht (meist an den Stuhl geschraubt - dadurch wurde jeder x-beliebige Stuhl zum Beichtstuhl), auf dem Stuhl saß der Priester, auf der Kniebank kniete der Beichtende - und die Holzwand sorgte zumindest für ein gewisses Maß an Anonymität.
Heute sind diese Beichtstühle eher Beichtschränke - mit Türen,
manchmal auch mit Fenstern und Innenbeleuchtung. Mein Beichtstuhl hat sogar
eine Heizung (allerdings nur für den Priester. Vollkommen ausreichend,
finde ich).
Die Grundanordnung bleibt aber meist die gleiche: Der Priester sitzt
(das symbolisiert seine Aufgabe als "Richter" - er sitzt auf dem Richterstuhl)
und der Beichtende kniet. Dazwischen befindet sich weiterhin die Holzwand,
meist mit einem Fenster mit Holzgitter. Dank des "Schrankes" kann man - bei
schwerhörigen Priestern oder schwerhörigen Beichtenden - auch mal
lauter reden, ohne dass die ganze Kirche mithört; dank des Gitters und
der Dunkelheit im Beichtstuhl wird der Priester den Beichtenden normalerweise
nicht erkennen.
Es gibt aber auch die Beichtzimmer, in denen der Priester an einem Tisch
sitzt und der Beichtende sich ihm gegenüber auf einen weiteren Stuhl
setzt. Abgesehen davon, dass sich Priester und Beichtender nun persönlich
sehen können - und dass es eben nicht dunkel ist - gibt es keinen weiteren
Unterschied im Ablauf oder Qualität der Beichte.
Wer keinen Wert darauf legt, anonym zu beichten (und nicht gerne kniet oder
nicht mehr knien kann - oder Angst vor engen, dunklen Räumen hat), kann
also die Beichte im Beichtzimmer absolvieren.
Darüber hinaus ist eine Beichte auch an allen anderen Orten dieser Welt möglich, solange gewährleistet ist, dass das Beichtgeheimnis gewahrt bleibt. Deshalb ist es auch nicht möglich, im Internet oder per Telefon zu beichten - außer in extremen Notlagen, z.B. in Todesgefahr.
In fast allen Pfarrkirchen werden regelmäßige Beichtzeiten angeboten, zu denen ein (oder mehrere Priester) in den Beichtzimmern oder Beichtstühlen der Kirche sitzen und auf die Beichtwilligen warten. Diese Zeiten stehen in den Pfarrnachrichten, im Aushang an der Kirche oder hinten in der Kirche. Im Zweifelsfall kann man auch im Pfarrbüro anrufen und nachfragen.
An besonderen Orten - in Bistumsstädten, Klöstern und Wallfahrtsorten - gibt es entweder zusätzliche Beichtzeiten auch durch die Woche oder einen 24-Stunden-Beicht-Service, bei dem auf Anruf oder Klingelzeichen immer ein Priester zur Verfügung steht.
Darüber hinaus gibt es aber auch immer die Möglichkeit, einen Priester direkt anzusprechen oder anzurufen und nach einem Termin für eine Beichte zu fragen. Gute Priester lassen alles stehen und liegen, wenn jemand beichten will - also nur Mut, einfach mal nachfragen!
Es gibt keinen wirklichen Unterschied zwischen einer Beichte und einem Beichtgespräch. Manche meinen, eine Beichte geschieht nur im Beichtstuhl, während ein Beichtgespräch im Beichtzimmer stattfinden kann. Aber das ist ein Irrtum.
Auch im Beichtstuhl kann man sich (trotz der Anonymität) unterhalten, Fragen stellen und um Ratschläge bitten. Und im Beichtzimmer kann man sich, wenn man will, nur auf das Bekenntnis der Sünden beschränken und danach den Zuspruch und die Absolution empfangen. Sowohl das eine als auch das andere ist nicht an einen bestimmten Ort gebunden.
Ob Du Dich in der Beichte ein wenig mit dem Priester unterhalten möchtest, weil Du zusätzlich zu Deinen Sünden auch noch Fragen hast, ein paar Tips gebrauchen kannst oder Dir in bestimmter Hinsicht nicht sicher bist - das ist Dir überlassen.
Bedenke aber: Eine Beichte ist kein Beratungsgespräch, sondern eine Sondermüll-Entsorgungsstation für Deine Sünden und eine Begegnung mit Gott, die nicht viel Worte braucht. Falls der Priester (gegen Deinen Willen) eine Idee nach der anderen aus seiner psychologischen Trickkiste hervorzaubert, weise ihn darauf hin, dass Du eigentlich mit Gott reden wolltest - und nicht mit dem Psychologen im Priester.
Das Beichtgeheimnis ist sicherlich das bestgehütete Geheimnis der Welt. Kein Priester darf auch nur irgendetwas von dem, was ihm in der Beichte anvertraut wurde, nach außen dringen lassen. Es gibt zahlreiche Berichte über Priester, die sich eher haben foltern und töten lassen, als das Beichtgeheimnis zu brechen. (google einfach mal "Johannes Nepomuk").
Der Priester ist wie ein Telefonhörer - man spricht hinein, um mit Gott
zu reden; man hört auf seine Worte, um Gott zu hören. Hat man aufgelegt,
so weiß der Hörer auch nichts mehr von dem, was gesagt wurde. So
ist der Priester nur ein Medium, um Gott hörbar und ansprechbar zu machen.
Deshalb soll der Priester sich auch in der Beichte sehr zurückhalten.
Und umgekehrt solltest Du den Priester auch nicht überbewerten. Natürlich
ist es wichtig, einen guten Beichtvater zu suchen - aber bevor Du jahrzehntelang
nach dem idealen Priester suchst (den es einfach nicht gibt), ist es besser,
bei einem "unangenehmen" Beichtvater zu beichten (der vielleicht besser ist,
als Du vermutest).
Das Beichtgeheimnis gilt nicht nur immer, überall und unter jeder Bedingung, sondern auch sehr umfassend: Es bedeutet nicht nur, dass der Priester nicht erzählen darf, was er in der Beichte gehört hat. Er darf auch keinen Gebrauch von dem Wissen machen, dass er in der Beichte erworben hat - wenn er dadurch den Beichtenden belastet.
Das Beichtgeheimnis verbietet dem Priester, aus dem Inhalt einer Beichte zu erzählen und dabei nur den Namen oder den Ort der Beichte wegzulassen. Falls der Priester überhaupt etwas aus einer Beichte erzählt, dann nur, wenn absolut sichergestellt ist, dass es niemanden möglich ist, Rückschlüsse zu ziehen, wer der Beichtende gewesen ist. Aber besser ist natürlich, vollständig den Mund zu halten.
Der Priester darf Dich auch nicht unter vier Augen außerhalb der Beichte
nochmal auf die gebeichteten Sünden ansprechen. Das Beichtgeheimnis gilt
also auch Dir gegenüber.
Eine Ausnahme ist allerdings, wenn Du den Priester ausdrücklich darum
gebeten hast - zum Beispiel, weil er Dich an etwas erinnern soll oder Du noch
ein Buch oder einen Hinweis haben wolltest, den der Priester Dir in der Beichte
nicht geben konnte.
Das Beichtgeheimnis gilt immer dann, wenn ein Gespräch mit der Absicht begonnen wurde, zu beichten. Falls es also nicht zur Lossprechung kommt oder Du unterbrochen wirst (weil z.B. der Beichtstuhl in Flammen steht - oder aus einem anderen wichtigen Grund) gilt trotzdem das Beichtgeheimnis.
Es lassen sich noch viele Fragen bezüglich des Beichtgeheimnisses stellen - und viele hochbrisante Fälle konstruieren. Aber die Antwort ist immer die gleiche: Das Beichtgeheimnis gilt absolut. Immer.